Aber ja: Ich leite ein Team, das für den Südwest-Rundfunk SWR rund um die Uhr Krieg schaut und Protokoll darüber führt, was auf den Bildschirmen zu sehen ist: bei CNN, al-Dschasira, Abu Dhabi TV, am Anfang auch bei ABC.
Der US-Angriff auf den Irak konnte auf allen TV-Kanälen mitverfolgt werden. Marcel Hänggi tat genau dies. – WOZ Die Wochenzeitung vom 1. Mai 2003 Irgendwann in der Nacht habe ich einen Moment Zeit, meine E-Mails abzufragen. «Ich bin froh, dass ich nicht wie du Kriegsbilder ansehen muss», schreibt jemand. Kriegsbilder? Sehe ich Kriegsbilder? Aber ja: Ich leite ein Team, das für den Südwest-Rundfunk SWR rund um die Uhr Krieg schaut und Protokoll darüber führt, was auf den Bildschirmen zu sehen ist: bei CNN, al-Dschasira, Abu Dhabi TV, am Anfang auch bei ABC. Das Jahr 1846 gilt als das Geburtsjahr der schmerzfreien Operation, und schon bald nach dem «Durchbruch» in den USA operierten auch Chirurgen in Europa mithilfe von Schwefeläther schmerzfrei – Schweizer Ärzte gehörten zu den ersten.
Allerdings sieht bei näherer Betrachtung alles etwas anders aus: Es gab selbstverständlich eine Vorgeschichte, und es gab schon vor 1846 Chirurgen, die schmerzfrei operierten. Als die Anästhesie Ende 1846 dann «offiziell» wurde, war der Jubel in den Medien groß – aber keineswegs war es so, dass ab sofort kein Operationspatient mehr Schmerzen leiden musste (und wollte!). Die Geschichte der Anästhesie in der Schweiz zeigt einerseits große regionale Unterschiede. Sie zeigt andererseits, wie auch die Geschichte der Anästhesie eine Geschichte widerstrebender Interessen ist. Und einige Quellen korrigieren das Bild der einhelligen Begeisterung über die neue Errungenschaft. Meine Lizenziatsarbeit entstand bei Jakob Tanner an der Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftswissenschaft der Universität Zürich. > PDF zum Download First published in german in “Das Magazin”, October 13th, 2001. – The trip to Greenland has been organized by photographer Markus Bühler-Rasom.
Auf Walfang in Grönland «Das Magazin» vom 13. Oktober 2001 Die Reise nach Grönland und die Kontakte zu den Walfängern wurden organisiert vom Fotografen Markus Bühler-Rasom.
«Die Weltwoche», 30. August 2001
Ich erwachte, als der Nachtpfleger ins Zimmer trat. Drei Uhr früh. Ich suchte nach Wörtern, versuchte ihn französisch anzusprechen und war verwirrt, als er mich deutsch fragte, ob er das Bett frisch beziehen solle. War es das Fieber? Oder der Traum? Ich hatte von der Bahnfahrt geträumt… Doch ich war nicht mehr in Afrika, hatte Kamerun vorzeitig verlassen, um mir das Afrika, das sich in meinen Gelenken festgesetzt hatte, mit europäischer Wissenschaft austreiben zu lassen. Zwei Wochen war es her, ebenfalls mitten in der Nacht. Zentralkamerun: Der Zug von Ngaoundéré nach Yaoundé hätte um 18.20 Uhr fahren sollen. Taxis, Buschtaxis und Busse warten vor einem Betonbau auf die Ankommenden. Der Bahnhof hat Sitzbänke für zwanzig Personen, doch zwei- oder dreihundert Passagiere warten auf die Fahrt des Zuges zurück nach Yaoundé, hocken oder liegen auf ihren Matten auf dem Boden, trinken in den Bars am Bahnhofsplatz ein Bier. Kinder verkaufen Wasser, rufen «Lolololo!» (L’eau, l’eau). Um 21 Uhr wird bekannt gegeben, der Zug habe Verspätung. Um 23 Uhr trifft er ein. Busse und Taxis füllen sich, die Putzequipe macht sich an die Arbeit. Um zwei Uhr wird der Zugang zu den Gleisen freigegeben. Um drei fahren wir. «Die Weltwoche» vom 10. Mai 2001
Es war eine Demonstration der Macht. Wir hatten ein paar Tage zum Wandern in den Alantika-Bergen im Kanton Wangay im Norden Kameruns verbracht. Nun bestellte uns der Chef de canton, der Lamido von Wangay , zur Audienz in seinen Palast - ein Lehmhaus mit Wellblechdach. Wir sollten ihm dafür, dass wir sein Gebiet bereist hatten, Wegzoll entrichten. Unser Begleiter übergab, am Boden kniend, die ausgehandelten 5000 Francs CFA (12.50 Franken), als Seine Majestät sich eines anderen besann. Mit lässiger Bewegung wischte er das Geld zu Boden und sagte etwas Unfreundliches auf Fufulde. Unser Guide, immer noch auf den Knien, nahm die Note zurück und überreichte 10 000 Francs. Obwohl die Branche sich heute sauber gibt, haben viele Händler keine Skrupel, Diamanten aus Kriegsgebieten zu kaufen. Das beweisen verdeckte Recherchen der «Weltwoche». – «Die Weltwoche» vom 11. Januar 2001 Die Steine sollen die Liebe symbolisieren. Doch in drei afrikanischen Ländern – Angola, Sierra Leone und Kongo – haben sie verheerende Bürgerkriege ausgelöst. Dies soll sich ändern: Uno-Resolutionen verbieten den Handel mit Diamanten aus Händen der Rebellen in Angola (seit 1998) und Sierra Leone (seit 2000), eine Ausdehnung der Sanktionen wird demnächst den Uno-Sicherheitsrat beschäftigen. Die Branche beteiligt sich am Kampf gegen «Blutdiamanten»: Wer weiterhin mit Steinen aus Rebellenhand handelt, soll von den Berufsorganisationen aus dem Geschäft ausgeschlossen werden.
Lassen sich also bald Diamanten kaufen ohne das Risiko, dass man damit Kriege finanziert? Kaum, wie verdeckte Recherchen der «Weltwoche» zeigen. Wir boten Diamanthändlern in Genf – Hauptumschlagplatz für afrikanische Händler – Steine zweifelhafter Herkunft an. Das Fazit ist erschreckend: Acht von elf Händlern hätten die Steine gekauft. Roman Kaiser arbeitet mit dem sinnlichsten aller Sinne. In seinem Kühlschrank lagern mehr als 250 Gerüche. – «Die Weltwoche» vom 21. Dezember 2000: Weihnachtsbeilage zum Thema «Sinn(e)» «Bereits im Januar kann man in Parkanlagen den Duft der Zaubernuss wahrnehmen, speziell Hamamelis virginiana: frisch, stark aldehydig, beinahe wie die Limmat im Frühsommer.» Roman Kaiser, Chemiker in der Abteilung Düfte des Aroma- und Geruchstoffherstellers Givaudan in Dübendorf, versetzt mich in Vorfreude auf das neue Jahr. «Die Schneeglöckchen beginnen zu blühen und verbreiten einen ausgeprägt aromatisch-blumigen Duft, der stark durch Phenylacetaldehyd geprägt ist. Im Wald trifft man den blühenden Seidelbast an und ist vom starken aromatisch-blumigen Duft, der an Narzisse, Gewürznelke und Vanille erinnert, begeistert. Sobald das Thermometer über null steigt, ist der Boden einer der stärksten Duftgeber; es ist das Geosmin, das uns plötzlich den Frühling signalisiert.»
Auf Safari mit einer Horde Reisebüroangestellten.
«Tagesanzeiger» vom 18. November 1999 Als der amerikanische Reporter Henry M. Stanley anno 1874 von Sansibar zu seiner Ostafrika-Expedition aufbricht, um den verschollenen David Livingstone zu suchen, schleppt er acht Tonnen Ausrüstung mit. Die sansibarischen Führer, denen er die geplante Reiseroute skizziert, um die nötigen 340 Träger zu rekrutieren, rufen aus: «Ja, Kameraden, das ist eine Reise, die würdig ist, eine Reise genannt zu werden!» Wilde Tiere und Edle Wilde Die Gruppe von siebzehn Reisebüromitarbeitern und einem Journalisten, die zur Safari in Tansania aufbricht, benötigt für ihre Reise ab Zürich rund neun Tonnen Kerosen und Autobenzin. Das entspräche in Stanleys Rechnung 380 Trägern. Kämen dazu die Träger für das persönliche Gepäck, die Nahrungsmittel, das Wasser zum Trinken, zum Waschen und für die Swimmingpools in den Lodges der Savanne... Um zu kämpfen, zu berichten, zu untersuchen oder zu helfen sind sie in Kriegsgebiete gefahren: nach Indochina, Burma, Afghanistan, Osttimor und in das Kosovo. Was hat sie bewogen, die Orte des Grauens aufzusuchen? – «Die Weltwoche» vom 30. September 1999 Jean-Luc Gremaud, 36ist Kriminalist bei der Walliser Kantonspolizei. Vom 23. Juni bis zum 14. Juli 1999 war er im Kosovo, um im Auftrag des Internationalen Tribunals in Den Haag Spuren von Kriegsverbrechen zu sichern.
«Wenn ich Kriegsfilme sehe, verlasse ich das Kino gewöhnlich vor dem Ende des Films. Ich mag das wirklich nicht. Aber die Faszination kann ich sehr gut nachvollziehen. Krieg ist eine Form der totalen Freiheit. Es ist der Sieg des Instinkts über den Intellekt. Eine Winterreise nach Werchojansk, der kältesten Stadt der Welt
«Frankfurter Rundschau», 28. November 1998 Sein Frühstück am kältesten Ort der Welt besteht aus: gekochten Fohlenherzen (Pferdefleisch, heißt es, sei sehr gut gegen Folgen radioaktiver Verstrahlung), Wurst, Brot und Brusnik (Preiselbeeren). Nach der Arbeit serviert seine Gastgeberin einen Fisch, etwa forellengroß, der ganz gekocht und von Hand und ganz (ohne Gräten und Flossen, mit den Innereien) gegessen wird. Das Nachtessen: jakutische Blutwurst, Pferdemagen (gekocht, kalt), Brusnik, Rindfleisch (gekocht, kalt), Fisch (roh, gefroren, in Streifen geschnitten), Pferdeleber (roh, gefroren), Pferdefett (roh, gefroren). Zur Nachspeise: rohes Elch-Knochenmark (eine Schleckerei!), dazu ein wenig Brot. Die jakutische Küche ist nicht raffiniert, aber die Rohstoffe sind von fabelhafter Qualität. Er würde keinen Grund haben, sich über das traditionelle Essen der Jakuten zu beklagen. Ein halbes Dorf wanderte aus: Um 1970 lebten rund 3000 Menschen aus Santeramo in Colle (Apulien) in Bülach. Viele sind geblieben, viele sind zurückgekehrt. – «Die Weltwoche» vom 21. Mai 1998 ![]() An einem Werktag im Jahre 1956 blieb Leonardo Natuzzi in Zürich HB im Schnellzug 6 Uhr 31 aus Milano sitzen. Er kam aus dem apulischen Nest Santeramo in Colle – aufgebrochen, um im reichen Zürich Arbeit und sein Glück zu suchen – und schlief. Er erwachte, als der Zug den Hauptbahnhof Zürich um 7.07 Richtung Schaffhausen verliess. Der nächste Halt war Bülach, wo Leonardo ausstieg; in der Ausnüchterungszelle der Polizei konnte er für wenig Geld übernachten. Abenteurer musste einer sein, dorthin auszuwandern, wo er niemanden kannte. Leonardos Vater kam bis New York, anno 1910, und war begeistert; er kehrte zurück, seine Braut in Santeramo zu holen. Doch die Eltern der Braut waren dagegen und Leonardos Vater blieb. ![]() So war Leonardo der erste richtige Emigrant der Familie. Er landete in dem zürcherischen Nest Bülach, fand an Landsleuten eine Handvoll Norditaliener, die ersten von ihnen waren für den Bau der Eisenbahnbrücke bei Eglisau gekommen, aber die mochten die aus dem Süden nicht allzusehr. Okucani liegt in Westslawonien, Kroatien. Hat vor dem Krieg 1900 EinwohnerInnen (1600 serbische und 300 kroatische). Gehört 1991 bis 1995 zur international nicht anerkannten «Serbischen Republik Krajina» (RSK) und stand vom Januar 1992 bis Mai 1995 unter Uno-Schutz (United Nations Protected Area West). Kämpfe gibt es in Okucani keine. Die katholische Kirche, die Holzfabrik (der grösste Arbeitgeber vor dem Krieg), zahlreiche Wohnhäuser werden gesprengt.
Mit der «begrenzten Polizeiaktion» Bljesak (Blitz) erobert die kroatische Armee das serbisch kontrollierte Gebiet in Westslawonien am 1. und 2. Mai 1995 zurück. Unabhängige Beobachter gibt es keine. Unmittelbar nach Bljesak hat Okucani 55 Einwohnerinnen und Einwohner. Ein Jahr später wohnen in Okucani wieder über tausend Menschen. Neunzig Prozent davon sind Flüchtlinge aus Bosnien und Ostslawonien, die sich in den leeren Häusern angesiedelt haben. Was geschah während Bljesak? Ein Jahr danach erzählen neun Männer und Frauen in Okucani. Seite 2019 gehe ich immer ungefähr am den längsten Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Freundinnen und Freunde sind eingeladen, ein kurzes oder langes Stück mitzugehen.
Am 22. Juni 2024 wanderte ich von Sonnenauf- bis -untergang immer nach Osten – von Hottingen bis nach Mosnang im Toggenburg, 49 km und 1600 Höhenmeter. Es war die erste meiner Sommer-Sonnwendwanderungen mit Regen. Immerhin: Bis Mittag war es trocken und teilweise sonnig. Und ein schönes Grüppchen Wanderfreund:innen blieb trotz Regen dabei. Und weil wir bei dem Wetter keine Lust auf lange Pausen hatten, waren wir eine Stunde vor Sonnenuntergang schon am Zielort Mosnang (wo die Sonne dann nach einem Bier noch einmal durch die Wolken drückte und einen Regenbogen an den Himmel zauberte).
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AutorMarcel Hänggi, Zürich Themen
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